28.06.2025
Es windet stark und lt. Vorhersage soll es morgen noch deutlich stärker winden in Böen bis > 32 kn. Wir werden den Tag heut und natürlich
morgen also hier am Anker verbringen.
Unser Nachbar, der gestern spät vor uns geankert hat und heute Morgen direkt vor uns schwojt, ankert nochmals neu. Jetzt hat er einen
größeren Abstand zu uns. Dafür kommen noch einige neue Segler dazu. Wie es aussieht, können wir erst übermorgen wieder weiter nach
Lesbos. Das wären dann ca. 58 sm, die wir dann mit Wind und hoffentlich nicht zu starker Welle zurücklegen wollen. Als Eigner fällt es einem
schwer, dass Boot bei Starkwind am Ankerplatz zurückzulassen und stattdessen einen Ausflug zu unternehmen. Es ist weniger die Sorge das
der Anker nicht hält, sondern dass er bei einem Ankermanöver von einem anderen Boot herausgezogen wird….
Abends legen wir mit dem Dinghi in dem kleinen Fischerhafen an und wandern auch zur Festung. Man weiß nicht aus welchem Jahr die An-
fänge sind, aber immerhin wurde sie um das Jahr 1365 erweitert. Die Deutschen haben sie 1943 bombadiert.
Blick Richtung Ankerfeld
Blick auf die andere Seite/Bucht
kurze Pause im Schatten
<<< immer wieder schön, sein Boot noch am Ankerplatz zu sehen:-))
einige Ziegen springen hier
herum
Blick in die andere Bucht/Seite >>>
<<< finde das Reh
Ich bin sicher, dass ich es
fotografiert habe…..
<< typisches Fischerboot mit Ikone
29.06.2025
Morgens haben wir Windspitzen bis 30 kn. Die Boote, die längsseits liegen, werden teilweise ordentlich an die Kaimauer gedrückt.
Wir schwojen mehrheitlich Richtung Hafenausfahrt:-) Der Anker hält. Also alles gut. Morgen wollen wir weitersegeln. Das einzige Prob-
lemchen, das wir haben ist, dass unsere Wassertankanzeige nur noch ein Viertel zeigt. Da diese Anzeige leider nicht linear ist, bedeutet das,
dass wir nur noch für ca. 3 Tage Wasser haben - vorausgesetzt wir sind sparsam. Vorsichtshalber waschen wir am Abend das benutzte
Geschirr mit Meerwasser vor, damit wir nicht unnötig viel Frischwasser verbrauchen. Morgen früh wollen wir aufgrund der großen Strecke
früh los, so dass wir hier im Hafen vermutlich nicht mehr zum Auftanken kommen (ist auch kompliziert - es gibt dort ein Kartensystem).
Wenn wir nicht zwischendrin Abwettern müssen, sollte der Vorrat eigentlich bis Inousses reichen. Dort warten unsere israelischen Freunde,
die wir letztes Jahr auf Fourni kennengelernt haben. Wird schon… Wir kaufen im Ort wiederholt Wasser in Flaschen ein, so dass wir zur Not
davon nehmen könnten. Als Wir mit dem Dinghi an Land kommen, freut sich ein französisches Ehepaar über meine „Marseille“- Kappe, die
ich schon vor über 15 Jahren von Martin für meinen SKS Ausbildungstörn geschenkt bekommen habe. Die beiden sind aus Marseille.
Ausserdem erstehen wir für mich eine neue Sonnenbrille (gerade habe ich 2 uralte versenkt) und auf Vorrat 2 neue Lesebrillen für wenig Geld.
Die Militärparade war lt. ChatGBT speziell auf Limnos zu Ehren der Marine.
30.06.2025
Wir stehen schon früh auf und trinken gerade unseren Tee, als wir bemerken, dass am Kai längsseits Platz ist, um ggf. Wasser aufzutanken.
Also lichten wir sofort den Anker und legen dort an. Tatsächlich kommt Wasser aus der einen Zaptsäule, das offensichtlich der Segler vorher
schon für uns bezahlt hat. Wir können tatsächlich komplett voll tanken! Hurra! Vor uns hat ein Cat mit einem Paar aus Amerika/Irland festge-
macht. Wir haben einen kurzen Smalltalk und tauschen unsere Mobilnummern aus. Danach brechen wir sofort auf. Es ist inzwischen 8.15 Uhr
und wir haben 58 sm vor uns.
01.07.2025
Vorhergesagt waren bis zu 22 kn Wind. Tatsächlich hatten wir lange Zeit keinen und dann
meistens zwischen 12 - 22 kn. Dazu eine unbequeme Welle. Wir kommen bei unseren Freunden
in dem Hafen der Insel Inousses, der kleinen Nebeninsel von Chios, um 17.30 Uhr nach 9,5 h
Fahrtzeit an. Die Freude ist groß. Es ist wirklich wie aus dem Bilderbuch hier. Für morgen und
übermorgen sind starke Windspitzen vorhergesagt, so dass wir hier voraussichtlich bis Freitag
bleiben werden.
Abends gehen wir gemeinsam in ein Restaurant.
Um 14.30 Uhr kommt endlich verwertbarer
Wind auf mit 15 - 22 kn. Endlich läufts.-))
Unser Tiefenmesser meldet, dass vermutlich
Delfine uns für eine gewisse Zeit begleiten. Er
zeigt lange 3,80 und 4 m Tiefe an.
Um 19 Uhr nach 11 h Reisezeit fällt der Anker
vor Sigri der Insel Lesbos.
Wir haben diverse Termine in Deutschland und
sind einigermaßen „vorläufig“ gesättigt. Wir haben
Heimweh und wollen nach Hause. Deshalb
haben wir auch keine Muse mehr, hier noch Aus-
flüge zu unternehmen. Wir wollen bevor die
Meltemisaison richtig startet, in Ormos Maratho-
kampou sein und das Boot dort für die heißen
Monate liegen lassen.
Der Ort Sigri scheint jedenfalls nett zu sein. Er verfügt über viel Strand >>
02.07.2025
Wir erkunden unser neues Umfeld. Es gibt viele sehr schön restaurierte Häuser, die
aber alle unbewohnt scheinen. DIe Insel ist auch so klein, dass man hier vermutlich wenig
berufliche Perspektiven hat.
Abends läuft die Fähre aus Chios ein >>
im HIntergrund die griechische Insel Chios
im Hintergrund die Türkei
Abends sehen wir, dass
es in der Türkei ein großen
Waldbrand geben muss…
03.07.2025
Heute Nacht hatte es Sturmspitzen bis 40 kn. Wir liegen bequem mit Buganker im Port und bekommen den Nordwind mehr oder weniger
von Heck kommend ab. Ich habe sehr gut geschlafen, jedoch ist die gehäkelte Gummistrippe der Gangway auf einer Seite verschwunden.
Noch vor dem Frühstück häkele ich eine Neue… :-) Wir wollen ins Schifffahrtsmuseum. Auf dem Weg dorthin, legt gerade eine schweizer Crew
ihr Boot im Hafen an. Sie berichten von Wind mit enormen Wellen. Offensichtlich haben die beiden sich das aber genau so ausgesucht. Sie
scheinen abgekämpft, aber sehr zufrieden zu sein.
jede Menge Schiffsmodelle, wirklich detailgetreu gearbeitet von französischen Gefangenen
<< und Fundstücke aus vorchristlicher
Zeit
Die Inseln Oinousses bezeichnen 9 kleine benachbarte Inseln mit einer Fläche von 14 Quadratkilometern. Der Name kommt aus dem
griechischen Wort „Oinos“, welches „Wein“ bedeutet, denn hier wurde früh Wein angebaut. Wegen der Quellen war es hier auch möglich Land-
wirtschaft (Gemüseanbau) zu betreiben. Später im 19. Jahrhundert haben die Bewohner von Landwirtschaft auf Schifffahrt umgestellt. Die
Insel ist der Wohnsitz einiger bedeutender Reederfamilien. Der Ort ist einer der reichsten Griechenlands. Zuerst wurden Segelschiffe einge-
setzt, die das Mittelmeer und das Schwarze Meer bereisten. Später kamen auch Dampfschiffe hinzu. Im Museum werden die Gründer-
väter der Reedereien vorgestellt:
04.07.2025
Wir haben die Zeit in Oinousses genutzt, um unsere Rückflüge zu buchen. Beim nächsten passenden Wetterfenster wollen wir ein Stück
weiter nach Samos segeln. Von hier aus sind es rund 60 sm. Bei passenden Verhältnissen wäre auch ein großer Schlag möglich.
Vor dem Frühstück schmieden wir unseren Plan für heute. Das Ziel ist, 22 sm von hier aus vor dem Sandstrand von Komi im Süden von Chios
zu ankern und morgen das restliche große Teilstück nach Samos in Angriff zu nehmen.
Wir starten zunächst mit 17 - 25 kn Vorwind. Beide Segel sind gerefft. Wir können immer noch die beiden Brände in der Türkei in der Nähe von
Cesme und Izmir sehen. Je mehr es auf die Engstelle zwischen Türkei und Chios zugeht, desto höher werden die Wellen und umso mehr legt
der Wind zu. Zuletzt haben wir um die 30 kn (mit Spitzen max. bis 35 kn). Lt. Wettervorhersage werden wir an dem vorgesehenen Ankerplatz
aber geschützter liegen. Vorsichtshalber habe ich uns gestern Abend schon einen Linseneintopf mit viel Gemüse und Speck gekocht, den wir
heute ggf. auch kalt essen können, falls es am Ankerplatz zu ungemütlich werden sollte.
Blick in Richtung Türkei
Blick nach Chios Ostseite
Blick zurück nach Oinousses
Ankunft Komi, Chios um 12 Uhr vor
einem langen Sandstrand mit viel
Platz zum schwojen.
Nach unserer Ankunft duschen wir ausgiebig an unserer Freiluftdusche mit warmen Wasser, denn der Wind bläst zu kalt für kaltes Wasser. Danach
gibt es unseren traditionellen Greek Salad mit einer Käseteigtasche vom Bäcker. Uns wird bewusst, dass dies hier unser letztes Ankern, vor unserem
Rückflug nach Deutschland ist. Gegen Abend wird der Wind immer weniger und auch das Meer beruhigt sind. Wir denken, wir werden eine ruhige
Nacht hier haben. Zwischenzeitlich sind noch 2 weitere Segler hier vor Anker. Später dreht der Wind auf bis zu 35 kn! Das beunruhigt uns aber nicht
besonders, denn erfahrungsgemäß hält unser Anker. Das Einzige was tatsächlich stört ist ein kleiner Schwell, der den Bug immer wippen lässt. Da ich
aber vorgekocht hatte, ist das auch kein Problem.
Außerdem gibt es noch viele gemalte Bilder von Schiffen und diverse alte Dokumente
05.07.2025
Wir schlafen vermutlich zu lange, jedoch starten wir um 8 Uhr Richtung Samos. Laut unterschiedlichen Vorhersagen werden wir
zunächst guten Wind raumschots haben und dazwischen motoren müssen. Vor Samos dann, ist wieder mit Wind zu rechnen.
Wir starten also und bereits nach den ersten 10 Minuten haben wir über 20 kn Wind auf am Wind Kurs. Wir rauschen mit über 7 kn
Richtung Samos. Die errechnete Ankunfszeit ist für die 48 sm ab 14 Uhr! Doch dann nach über der Hälfte der Strecke geht der
Wind auf 5 - 8 kn Vorwind zurück. Damit können wir für die lange Strecke nichts anfangen und motoren. Als wir kurz vor Samos sind,
sozusagen schon fast im Kanal zwischen Samos und Fourni, legt der Wind wieder deutlich zu. Herr Venturi lässt grüßen:-) Plötzlich
zeigt unser Windmesser bis zu 30 kn an. Wir passieren die Strecke nur mit der gerefften Genua mit über 6 kn auf der Logge. Danach
können wir bis zur Marina Ormos Marathokampou komfortabel segeln. Wir machen an dem vorgesehenen Liegeplatz fest und nehmen
die ganze Hitze hier wahr. Ich bin schon um 21 Uhr total müde und lege mich schlafen. Wir haben den Eindruck, dass Segeln mitunter
doch körperlich recht anstrengend ist. Speziell wenn man gleich mehrere Tage hintereinander große Strecken zurücklegt. Insgesamt
haben wir bei diesem Törn eine Strecke von 1.023 sm vermutlich mit einem Segelanteil von ca. 60 %.
06.07.2025
Es ist wieder soweit. Da ich früh aufgestanden bin, lege ich gleich los mit Wäsche waschen… Mir ist klar,
dass ich bei der großen Hitze tagsüber nicht mehr viel zu Wege bringen werde.
Wir organisieren uns einen Mietwagen für Dienstag und fangen schon einmal an zu räumen….
So warm es hier auch sein mag - ich freue mich jetzt schon wieder auf unsere Rückkehr im September :-)))
Wir geben eine unserer 3 Gasflaschen zum Tausch geben eine volle beim Marinaoffice ab. Dieses Jahr habe
ich wenig Brot backen müssen, weil wir uns oft bevorraten konnten.
Von dem deutsch/türkischen Ehepaar auf dem Nachbarboot hören wir wieder, dass das Leben in der Türkei
viel teurer geworden sei. Die Inflation würde schön gerechnet auf nur 16 %. Die tatsächlichen Lebenshaltungskosten
wären aber viel teurer, so dass der Inflationsausgleich auf die Renten oder Gehälter nicht ausreicht.
Deshalb gibt es in türkischen Marinas vermutlich auch mehr Diebstähle von Aussenbordern und mehr. Deutsche gibt
es kaum noch in den Marinas dort. Auch die Türken verlegen ihre Boote lieber nach Griechenland. Dafür sind
jetzt Russen und Araber in den türkischen Marinas anzutreffen.
Ich muss ehrlich sagen, wir kennen die Türkei aus unseren ersten Charterurlauben vor fast 20 Jahren. Wir haben
uns dort immer sehr wohl und behütet gefühlt. Klar - auf den Märkten in den großen Städten wollten die Händler
einem immer etwas verkaufen…. Uns wurde auch bestätigt, dass die normalen türkischen Leute Freundschaften
mit Griechen haben. Da gäbe es gar keine Vorbehalte. Lediglich politisch würde man immer wieder Missstimmungen
verursachen. Es gibt auch viele türkische Lieder, die auch die Griechen haben nur eben auf griechisch statt türkisch
und umgekehrt.
In unserer Marina fällt mir eine dänische Familie auf mit 5 (!) mehr oder weniger gleichaltrigen Jungs. Dann stelle ich fest,
dass wir die Familie eigentlch schon kennen. Sie sind diesmal nur mit ihrem Sohn da und der durfte noch 4 Freunde einladen.
Witzig jedenfalls - die sehen alle mehr oder weniger gleich aus. Vorallem schwarze Shorts, weiße Socken und hängende Hose ;-)
Die Frau sagt, dass sie ständig am Kochen sei :-)))
07.07.2025
08.07.2025
Wir sind fleißig und bereiten das Boot auf 2 Monate liegen
vor Ort vor. Ob es beleidigt ist, wenn wir jetzt gehen und es
hier warten muss?
Irgendwie habe ich schon das Gefühl, dass es eine Seele hat.
Es passt ja auch immer gut auf uns während des Segelns auf
und hat keinerlei Neigung für Sonnenschüsse. Es legt sich
höchstens mal langsam auf die Seite;-)
Wir haben den Mietwagen
und fahren mit ihm unsere
Rettungsinsel nach Karlovasi.
Die Werft hat uns versprochen,
sie während der Sommerpause
warten zu lassen.
In Karlovasi kaufen wir in
einem schönen Supermarkt
noch ein wenig Obst ein und
fahren dann Gott sei Dank klimatisiert im Auto zurück zum Boot. Man muss aber
sagen, dass es in Ormos Marathokampou viel wärmer ist, als nebenan am Strand.
Sicher heizen die Häuser und der Betonsteg alles noch zusätzlich auf.
Gegen Abend fahren wir nach Pythagorio zum Schiffsausrüster und erstehen neues
Silikonspray und 2 feste Schläuche, um Leinen um den Poller herum zu schützen.
Ausrangierte Feuerwehrschläuche wären eigentlich auch geeignet. Doch unsere Feuer-
wehr in Deutschland konnte mir damit nicht helfen. Abends gehen wir zu ChrisoPedro
in den Nachbarort. Dort wird raffiniert und kreativ griechisch gekocht.
Strandfotos von dem Ort Ireon Nähe Pythagori
Fockschoten werden entfernt und das aufgerollte Segel
gesichert.
Die Rollanlage fixiert und zusätzliche Heckleinen mit Edel-
stahlfedern angebracht. Denn: hier wird demnächst wieder
der Meltemi blasen!
09.07.2025
Wir sind schon fast fertig für die Abreise.
Die Rollgenuaanlage wird fixiert, das Vorsegel
gesichert und Heckleinen mit Ruckdämpfern ausge-
bracht.
10.07.2025
Woran erkennt man, dass die Windprognose stärkeren Wind vorhersagt? Daran, dass sich die Marina füllt :_))
Letzter Abend in der Marina Ormos Marathokampou.
Morgen gegen Mittag werden wir vom Taxi abgeholt.
Wir essen ein letztes Mal in einem Lieblingsrestaurant.
Natürlich sind wir ein wenig wehmütig.
11.07.2025
Wir nehmen Abschied von unserem geliebten Boot und stärken uns
vor unserer Abreise mit einem 2. Frühstück.
Da wissen wir noch nicht, dass wir unseren Anschlussflug in Athen
verpassen werden und nochmals von Aegean Airlines in einem Hotel
untergebracht werden.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir freuen uns auf September. Da wollen wir wieder auf unser schwim-
mendes Zuhause.
Bis dann - Amigo del Mar!!!